Dubioza Symbioza

Ich habe ja das große Glück, mich im Umfeld von Balkan-Bands herumzutreiben. Einem gebürtigen Polen könnte Schlimmeres widerfahren als das. Man teilt so einiges an Tradition, Sprache und Vorliebe zum Schnaps, man feiert gerne im Übermaß und hat traditionelle Speisen, die gegen den Kater am nächsten Morgen helfen. Wir sind auch grundsätzlich Systemkritisch eingestellt (es gibt kein System, das uns glücklich machen könnte), und wir teilen das gerne mit und teilen sowieso gerne, und bleiben stets verhalten optimistisch. Oder wie ich es in meinem Fall auch gerne ausdrücke: polnisch-optimistisch. Soll heißen, es wird schlimmer  kommen. Außer es gibt Schnaps! Und Musik! Und Freunde! (Nicht zwingend in dieser Reihenfolge). Dann endet die Welt noch am selben Abend und wir feiern das gebührend. Schlimmer kommt es dann halt erst morgen. Ich ahnte daher, was mich erwartet, als mich am Mittag die Nachricht von den Besidos erreichte: "Dubioza tunayt! Wanna come?" Ich packte die letzten 4 highISO Filme ein und stürzte mich in das Balkangetümmel. Was für eine grandiose Band Dubioza Kolektiv sind!!! Kamera still zu halten, war nicht wirklich möglich, weil die Jungs einfach unfassbar grooven. War aber eh egal, weil bei dem vorhandenen Licht der Fokus der EOS auf Reisen in unendliche Weiten war. Und das tolle an analogem Fotografieren ist ja, dass man gerade nicht merkt, was man da verbricht. Also kein Druck seitens des Selbstwertgefühls, da kann man den Abend umso mehr geniessen. Am nächsten Morgen konnte ich dann aber zum Glück feststellen, dass das eine oder andere Foto was geworden ist. Also: wenn einem die Band mal in seiner Stadt über den Weg laufen sollte, bitte hingehen, Ihr werdet es nicht bedauern. Höchstens den Kater am nächsten morgen, aber für den gibt es hier das polnische Antidotum: Salzgurkenwasser, aber bitte nur das von polnischen Salzgurken. Wirkt Wunder und man kann wieder das Ende der Welt erwarten. Oder mit System brechen. Ich meine: mit dem System brechen.

Nochmal die 19-Zoll-Abteilung: Filme: 3 Ilford Delta 3200 und ein Kodak T-Max 3200 mit ISO6400 belichtet. Entwickelt in Spürsinn 3P (2 Ilford) und Adonal (T-Max und Ilford), Zeiten vom Beipackzettel beibehalten, lediglich die Temperatur etwas erhöht, um noch etwas mehr Empfindlichkeit herauszuholen. Wie erwartet ist das Korn so grob, dass man damit Metaloberflächen schleifen kann, aber wer will es schon glatt haben, wenn es schweißtreibend ist.

 

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Peter Z. (Freitag, 24 Oktober 2014 15:11)

    Du geile Sau! :-)))