Manchmal kann man noch so davon überzeugt sein, was man da so tut, es reicht eine Kleinigkeit und alles bricht zusammen. Man sitzt dann zusammengekauert in der dunkelsten Ecke seines Zimmers, umklammert sein Schnüffeltuch, das man schon in der Kindheit als Schutzschild gegen die böse Welt und den Spinat um sich schlang und weint leise in sich hinein. Um das zu verstehen, muss ich aber die Geschichten vom Anfang an erzählen. Letzten Samstag habe ich mich mit Dan getroffen, einem herrlich entspannten und uneitlen Musiker aus Darmstadt. Wir wollten mal wieder zusammen fotografieren, das heisst, er sollte sich irgendwie entspannt hinstellen und ich tat so, als ob ich was davon verstünde, was ich da mache. Ich hab ja technikmäßig aufgefahren und hatte gar zwei Kameras dabei, die Linhof und den schwarz-silbernen Würfel aus Schweden. Ich meine, wenn man dann nicht als Künstler wahrgenommen wird, wann dann? Wir fuhren einige Orte zwischen Wiesbaden und Mainz ab und machten hin und wieder ein Foto, tranken Kaffee, rauchten Zigaretten, hatten Spaß am frühen morgen (beide übernächtigt und mit Augenringen bewaffnet) und traffen sogar Männer in Pickelhauben und Uniformen (kein Witz und auch keine Halluzination). Auch im Anschluss lief alles super, die Negativentwicklung, einscannen, bearbeiten, alles einfach Bombe. Das Schöne an der Zusammenarbeit mit Dan ist vor allem die Tatsache, dass er niemals einen Satz loslassen wird, wie: "Hier, ich hab da auf dem Foto Augenringe, kannst Du die mal wegmachen? Herrje, ich weiß, ich hab in der Nacht davor gefeiert, aber ich möchte auf den Fotos besser als mein neugeborenes Ich aussehen." Schon mal gehört??? So, und der kommt von ihm gar nicht. Das heisst, man muss sich nicht mit Eitelkeiten und fehlgeleiteten Selbstbildnissen rumschlagen. Grandios. Als ich mich dann also an meiner Arbeit im Anschluss labte und mir gar nicht so imaginär auf die Schulter klopfte, schickte mir das Internet einen Link zu dem ultimativen Style Guide für Band-Fotografie. Und jetzt weiß ich es. Alles Scheisse! Wir haben den Daumen vergessen. Der ultimative leibgewordene Beweis der Evolution und der Überlegenheit der Menschheit auf dem Planeten, und ich habe ihn nicht voller Bewunderung im Bild platziert. Was für ein unverzeilicher Fehler!
Zur Schmerzlinderung packe ich die 19-Zoll raus: Filme: Adox CHS II 100 in Adonal gebadet. Ilford Hp5+ mit ISO800 und Ilford Delta 400 in Spürsinn HCD der 3. Generation.
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